Wenn Bilder schmerzen
- J.H.
- 17. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Apr.
Warum die World Press Photo Awards meist schwer zu ertragen sind
Jedes Jahr erscheinen sie aufs Neue: die Bilder der World Press Photo Awards. Sie zeigen das Weltgeschehen in seiner eindrücklichsten Form. Und jedes Jahr ist es eine emotionale Herausforderung, sich durch die Galerien zu klicken.
Denn das, was uns dort begegnet, sind meist keine Glücksmomente, meist keine schönen Augenblicke. Es sind Szenen voller Brutalität und Verzweiflung – oft aus Regionen und Lebensrealitäten, die hier im Alltag kaum Beachtung finden. Und obwohl man sich innerlich darauf einstellt, treffen diese Bilder uns doch immer wieder mit voller Wucht.
Diese Fotos sind mehr als nur Momentaufnahmen. Sie sind Zeugnisse von Kriegen, Katastrophen, Flucht und Leid. Sie zeigen Menschen in Ausnahmesituationen – voller Schmerz, Angst, bestenfalls Hoffnung. Es sind Bilder, die haften bleiben. Die nachwirken. Die einen nicht so schnell loslassen.
Aber warum tun wir uns das an? Warum sehen wir uns freiwillig Bilder an, die tief unter die Haut gehen, die unsere Gedanken nicht mehr loslassen und uns emotional weit aus der Komfortzone schleudern? Vielleicht, weil sie uns zwingen hinzuschauen – dorthin, wo wir sonst gerne wegsehen. Sie öffnen uns ein Fenster in eine Welt, die wir in den Nachrichten so nur selten sehen.
Aber es ist auch legitim zu sagen: Ich kann das nicht. Oder nicht jedes Jahr, und nicht jedes Bild. Denn ein Zuviel dieser Augenblicke, ein Zuviel dieser Bilder kann uns abstumpfen lassen, kann uns resignieren lassen.
Trotzdem – oder gerade deswegen – sind die World Press Photo Awards so wichtig. Sie erinnern uns daran, dass die Welt nicht an den Grenzen unserer Komfortzone endet. Dass die Realität vieler Menschen eine andere ist.
Und dennoch bleibt ein Gefühl zurück, das schwer wiegt: Wie wenig wir ausrichten können. Wie weit entfernt all das Leid wirkt – und wie schnell wir die Augen wieder schließen können. Ein Klick, und das Bild verschwindet. Die Welt aber bleibt wie sie ist.