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Trumps Zölle - Denkfehler oder doch nur Mittel zur Macht

  • J.H.
  • 2. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Donald Trump, neuer Präsident der Vereinigten Staaten, nennt sich gern einen Meister des Handels, den König des Deals, den Allwissendender - eben der, der alles am besten kann und alles weiß. Doch mindestens bei einem Thema scheint der Absolvent der renommierten Wharton School in Pennsylvania in den Vorlesungen nicht aufgepasst und somit grundlegende Zusammenhänge nicht verstanden zu haben: die Rede ist von Zöllen - wobei sich hier schnell die Frage aufdrängt, ob es tatsächlich nur ein Denkfehler ist.


Trump wird nicht müde, immer wieder zu behaupten, dass die von den USA erhobenen Zölle von jenen Ländern bezahlt werden müssen, die Waren in die USA importieren möchten - also etwa Deutschland, China, Kanada oder Mexiko. Trumps steile These lautet also: Länder, die Waren in die USA importieren möchten, müssen der US-Regierung die Zölle zahlen.


Hätte Donald jedoch in den Vorlesungen aufgepasst, so müsste er wissen: Zölle zahlt nicht das exportierende Land, sondern der Importeur im Zielland, also ein amerikanischer Händler bzw. der Kunde oder Endverbraucher. Zölle sind Importsteuern – sie treffen stets den, der etwas ins Land holt oder mitbringt. 


Aber lassen wir uns auf Trumps Ausgangsdenkweise doch einmal ein.

Um Trumps möglichen Denkfehler sichtbar zu machen, hilft uns ein Perspektivwechsel: Wenn Deutschland nun auf US-Produkte ebenfalls Zölle erhebt, dann müsste nach Trumps Logik doch die US-Regierung dem deutschen Staat für all die Waren, die amerikansiche Firmen nach Deutschland importieren, Zölle zahlen.


Ein kleines Denkbeispiel in Trumps prächtiger Pippi Langstrumpf Welt: Ein deutscher Autohändler kauft einen Chevrolet für 30.000 Euro in den USA. Bei der Auslieferung in Deutschland würden dann bei 30 Prozent Einfuhrzoll 10 000 Euro Zollgebühren fällig werden, die nun Washington direkt an Berlin überweisen müsste. Oder: Für ein Levi’s-T-Shirt für 30 Euro, das aus den USA exportiert und nach Deutschland importiert wird, werden 10 Euro Zoll fällig – bezahlt von der US-Regierung direkt an das deutsche Finanzamt.


Man erkennt schnell den zentralen Widerspruch: Wenn immer das exportierende Land den Zoll zu zahlen hat, dann bedeutet das, dass die USA bei jedem Export ins Ausland ebenfalls Zölle an andere Länder zahlen müssten. Für jede Boeing nach Europa, für jede Sojabohne nach Asien, für jeden Impfstoff nach Afrika. Die USA wären, folgt man Trumps Logik, dann ein Dauerzahler in alle Welt. Aber soweit hat der Meister des Handels und Chef des Weißen Hauses nicht gedacht oder nicht denken wollen.


Wer allerdings weiterdenkt, stellt sich nun die Frage, warum sich Trump denn dann über das Handelsdefizit der USA beschwert.  Denn wenn Exporte Kosten und Importe Einnahmen bedeuten, dann müsste die USA doch eigentlich alles daransetzen, ihre Exportwirtschaft zu bremsen und stattdessen möglichst viel zu importieren. Denn je mehr ausländische Produkte ins Land kommen, desto mehr Geld würde Dank der Zölle in die eigene Kasse fließen.  


Aber in Trumps kleiner beschränkten Welt, sind Zölle vermutlich kein wirtschaftliches Instrument sondern ein politisches Druckmittel sowie ein Märchen im Wahlkampf, mit dem sich gut Wählerstimmen sammeln ließ. Und somit spielt es für ihn keine Rolle, ob er Zölle und ihre Wirkungsweise nun verstanden hat oder eben nicht.

 
 

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