Teilen ohne Zwang
- J.H.
- 2. März
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Apr.
Warum Einzelkinder oft großzügiger sind, als man denkt
Einzelkinder haben’s nicht leicht – zumindest was ihr Image betrifft. Kaum jemand hört das Wort, ohne gleich an Begriffe wie egozentrisch, verwöhnt oder sozial unbeholfen zu denken. Und spätestens beim Thema „Teilen“ ist das Urteil schnell gefällt: Wer nie mit Geschwistern teilen musste, der kann es eben nicht. Aber Moment mal – stimmt das wirklich?
Tatsächlich zeigt ein genauerer Blick: Einzelkinder teilen nicht weniger – sie teilen anders. Während Geschwisterkinder oft teilen, weil sie teilen müssen, erleben Einzelkinder Teilen als bewusste Entscheidung. Die meisten Eltern halten ihre "Einzelkinder" auch zum Teilen an, aber es ist eher eine freiwillige Handlung und weniger Zwang. Und genau darin liegt der Unterschied. Einzelkinder lernen Teilen als etwas Gutes und nicht als etwas Erzwungenes oder Notweniges.
Diese Form des Teilens – freiwillig und aus einem inneren Impuls heraus – hat dann im Alltag und im späteren Leben mit echter Großzügigkeit zu tun. Nicht mit Pflicht, sondern mit Empathie. Und genau da punkten viele Einzelkinder. Eine Studie der Southwest University in China zeigt: Einzelkinder sind in Sachen kognitiver Empathie – also dem Einfühlungsvermögen in Gedanken und Gefühle anderer – oft besonders stark.
Und was ist mit der Persönlichkeit? Kein Grund zur Sorge. Eine riesige Studie der Uni Leipzig mit über 20.000 Teilnehmenden zeigt: Ob jemand Geschwister hat oder nicht, spielt für die Persönlichkeitsentwicklung kaum eine Rolle. Entscheidend ist das Umfeld – wie mit einem Kind gesprochen wird, welche Werte es vermittelt bekommt.
Kurz gesagt: Das Klischee vom egozentrischen Einzelkind hält einem Realitätscheck nicht stand. Gerade beim Teilen zeigen viele Einzelkinder: Sozialkompetenz braucht keine Geschwisterreihe – sondern Raum, Vorbilder und den eigenen Willen.
Also ja: Einzelkinder haben vielleicht keinen Bruder, mit dem sie sich um Spielzeug streiten müssen. Aber dafür teilen sie oft aus Überzeugung – und nicht aus Zwang. Und das ist mehr wert, als man denkt.